Aufhören, klein zu spielen. Anfangen, groß zu denken.
Und was ein Traktor damit zu tun hat.
Der erste Abend im Soulful Retreat beginnt nicht wie erhofft, mit goldenem Sonnenuntergang auf den Bergspitzen, sondern mitten im dichtem Nebel.
Als wir mit den Fotografinnen aufbrechen, wissen wir noch nicht, dass genau dieser Nebel zum Sinnbild für die ersten Schritte der kommenden Tage werden wird: mystisch, unklar, fordernd – und doch voller Möglichkeiten.
Oben am Berg wartet auf uns eine Schwangere, sowie eine Familie mit drei kleinen Kindern. Der Nebel hüllt sie ein, nur Umrisse sind sichtbar, die Stimmen klingen gedämpft. Für die Fotografinnen bedeutet das: raus aus der Komfortzone, die Technik beiseitelegen und stattdessen fühlen, beobachten, erspüren.
„Das Shooting im Nebel war für mich eine große Herausforderung – aber auch ein Geschenk“, erzählt Katja später. „Gerade weil die Sicht so schlecht war, musste ich meinen Perfektionismus loslassen. Am Ende waren die Bilder authentisch und voller Gefühl.“
Auch Jantina erinnert sich an diesen Moment als Auftakt: „Ich war sofort on fire. Diese Stimmung, das Unperfekte, das hat mich inspiriert.“
Bild: Yvonne Strabone
Doch der Abend hat noch eine weitere Lektion parat: Als die Gruppe nach dem Shooting zum Parkplatz zurückkehrt, blockiert ein Traktor die Ausfahrt. Nichts geht mehr. Ein kollektives Innehalten, ein kurzer Schreck – und gleichzeitig die Erkenntnis: Nicht immer läuft alles nach Plan. Genau diese Erfahrung passt perfekt zur Stimmung des Abends.
Wärme, Suppe und erste Tränen
Später, zurück in der Hütte, wartet unsere Köchin Laura mit einer wärmenden Suppe auf uns. Dampf steigt auf, Stimmen füllen den Raum, Lachen und ein Hochgefühl, über das soeben Erlebte. Hier, in dieser heimeligen Atmosphäre, beginnt das Retreat sein Versprechen einzulösen: Gemeinschaft, Austausch, Echtheit.
Katja ist davon besonders berührt: „Es war so schön zu erleben, dass Tränen einfach okay sind. Dass man nicht funktionieren oder etwas verstecken muss. Diese Offenheit hat mir unglaublich gutgetan.“
Und Jantina sagt: „Für mich war es das erste Mal seit Langem, dass ich mir bewusst Zeit nur für mich genommen habe – nicht für Kunden, nicht für die Familie, nur für mich. Das war ein Geschenk.“
Der Schockmoment beim Preisworkshop
Am nächsten Morgen wird es konkret. Mit Alex geht es um Zahlen, Kosten und den Wert der eigenen Arbeit. Auf den ersten Blick trocken, doch die Wirkung ist explosiv.
Die Teilnehmerinnen tragen ihre Zahlen in eine Excel-Tabelle ein: Fixkosten, Ausgaben, die reale Arbeitszeit hinter jedem Shooting. Das Ergebnis? Für viele ein Schock. Einige erkennne, dass sie nicht profitabel arbeiten – im Gegenteil, oft legen sie sogar drauf.
Katja beschreibt diesen Moment als ihr größtes Aha-Erlebnis: „Mir wurde klar, dass ich viel zu günstig bin. Ich darf dringend meine Preise anpassen. Und ich darf auch selbstbewusst dazu stehen!“
Tina ergänzt: „Die Excel Liste, in der wir alle Zahlen eingetragen haben, um zu schauen, was ein Shooting eigentlich kosten müsste und was es momentan kostet – Augenöffner!“
Der Workshop wird damit nicht nur zu einer Kalkulationsübung, sondern zu einem Perspektivwechsel: weg vom Kleinmachen, hin zum Selbstbewusstsein. Oder wie Ivonne es beschreibt: „Die Preiskalkulation … hat mir gezeigt: Das ist kein Reset, das ist ein Neuanfang.“
Shootings als Spiegel für das Business
Neben den Workshops sind es vor allem die Shootings, die prägen. Besonders das Paarshooting mit Anna und Jan am letzten Abend bleibt Jantina in Erinnerung: „Die Energie war magisch, die Bewegungen so innig. Ich hatte Gänsehaut hinter der Kamera.“
Katja hingegen schwärmt von den Familienshootings: „Familien mit Kindern liebe ich am meisten – so authentisch, so echt. Diese Shootings haben mir gezeigt, dass genau das mein Herzthema ist.“
Und Genia erzählt: „Das erste Familienshooting in den Bergen hat mich unglaublich berührt. Nebel und Nieselregen – eigentlich keine idealen Bedingungen – und doch war es magisch, echt, wild, voller Freiheit. Diese Stimmung werde ich nie vergessen.“
Die entstandenen Bilder sind nicht nur Portfolio-Booster, sondern auch ein Spiegel: Sie zeigen, wie sehr die Fotografinnen im Retreat ihren Blick geschärft haben.
Mut statt Perfektion
Alle Teilnehmerinnen nehmen vom Retreat nicht nur Bilder, sondern auch eine innere Veränderung mit.
Katja fasst es so zusammen: „Ich habe gelernt, meinen Perfektionismus loszulassen und viel selbstbewusster zu sein, was mein Angebot angeht.“
Jantina sagt: „Das Retreat hat mir Fokus gegeben – auf mich und mein Business. Ich bin nicht allein mit meinen Ängsten, aber ich kann Schritt für Schritt vorwärtsgehen.“
Ein Ausblick: Von den Bergen nach Mallorca
Das Soulful Retreat 2025 war geprägt von Nebel, Hüttenzauber, warmen Suppen und ehrlichen Aha-Momenten. Es hat gezeigt, wie wichtig es ist, nicht nur das Portfolio zu füllen, sondern auch sich selbst Raum zu geben und das eigene Business auf stabile Beine zu stellen.
Und genau das geht 2026 weiter – diesmal auf Mallorca. Statt Nebel und Bergluft warten dort Sonne, Finca-Atmosphäre und mediterrane Weite. Doch die Essenz bleibt: Soulful ist mehr als ein Fotografie-Workshop. Es ist ein Ort, an dem Ängste benannt, Tränen willkommen und Preise neu gedacht werden. Ein Ort, an dem Mut entsteht.
Oder, wie Katja es ausdrückt: „Sei dabei! Du wirst es nie bereuen.“